Heute bin ich mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ohrenziehen, Nase zu und ein generelles Gefühl der Niedergeschlagenheit. Auf der Schwelle zum Fitness-Studio kehre ich um, weil heute nicht mal sanftes Training eine gute Idee ist.
“Gut, dann gönn ich mir was Schönes”, ist mein nächster Gedanke. Aber die Shops ums Eck haben nichts Schönes.
Auf der Rückfahrt könnte ich plötzlich heulen und da macht es klick:
Ich erlebe gerade den natürlichen Dopamin-Abfall nach einem Dopamin-Hoch.
Nach einem wunderschönen Sommer, 6 Wochen Leben unter freiem Himmel, umgeben von Freunden und relativer Sorglosigkeit, komme ich gerade runter.
Mein Körper tut, was jeder Körper nach einem Extrem tut: Er balanciert sich aus.
Nach Hormon-High folgt das Hormon-Low. Unangenehm, aber kein Grund zur Sorge und eine schöne Gelegenheit, meinem Herzen näherzurücken.
Kinder, Geld & Emotionen
Wir lernen früh: schlechte Gefühle sind schlecht. Man sollte möglichst schnell etwas dagegen unternehmen.
Zum Glück kann man dagegen etwas kaufen!
"Kaufen heilt alles!" - Das ist das Grundprinzip der Konsumkultur.
Du fühlst dich zornig, einsam, zu dick, zu schmächtig, zu faltig, zu unerfahren, dumm, schwach, unfit, verloren oder einfach gelangweilt?
Dagegen kannst du doch was shoppen! Wie wär's mit einem Gadget, einem Workshop, neuer Kleidung, einem Ratgeber, was zu essen …
In unserer Geld-Kultur werden wir darauf trainiert, ein schlechtes Gefühl als Problem zu betrachten, das wir schnell entfernen müssen. Doch Gefühle sind keine Probleme, die es zu beheben
gilt. Gefühle sind wichtige Informationen.
Und Informationen sollte man doch gründlich lesen, bevor man kauft - oder?
"Kaufen & runterschlucken"
Was ist heute nur los mit mir?
Statt meine Stimmung runterzuschlucken und shoppen zu gehen, denke ich an alles, was ich in der "Trauma of Money" Ausbildung gelernt habe. Ich verwende ein Werkzeug aus der Gewaltfreien (Selbst)Kommunikation*, um herauszufinden, was es jetzt braucht:
- Ich entdecke, dass ich mich wie ein kleines Mädchen zu Schulbeginn fühle. Verloren, im Stich gelassen und überfordert. Der ganze “Erwachsenenkram” trifft mich nach meinem Traumsommer gerade
brutal und ungebremst. Alles zu schnell, zu viel, zu früh.
- Welches Bedürfnis wird gerade vernachlässigt? Ich brauche Sicherheit, Wärme und Unterstützung, sagt der Stressknoten im Bauch. Und was würde dieses Bedürfnis erfüllen? Es sind keine neuen Schuhe. Ich möchte eine Bettdecke überm Kopf, einen guten Kaffee und ein wenig Zeit für Kreativität.
Hm, das klingt nach einer Planänderung für den heutigen Tag.
Und die wage ich jetzt: Ich fahre heim und mache eine heilsame Collage** und weißt du was:
Eine Stunde später löst sich die Schwere und ich fühle meinen Lebensmut zurückkehren.
Dann rede ich noch ehrlich mit meinem Partner und habe unerwartet Lust auf den Erwachsenenkram.
Unsere Unfähigkeit, Tiefs zuzulassen, wird ausgebeutet
Hier wird klar, wie nutzlos es gewesen wäre, mir “etwas Schönes zu gönnen”.
(Und ich liebe Spaßkäufe, ehrlich!)
Der kurzfristige Dopamin-Hit des Kaufens hätte meine Laune vielleicht etwas gehoben.
Doch die neuen Schuhe hätten meine Desorientierung nicht gelindert.
Ich hätte nichts Kreatives geschaffen und auch kein verbindendes Gespräch mit meinem Partner geführt.
Das Kind als Spielball der Konsumkultur
Kinder spüren, wenn Konsum als Heilmittel gegen ihre Probleme oder Sorgen verwendet wird. Meine Oma hat mir z.B. regelmäßig Süßigkeiten “gegönnt" um die Stimmung zu heben. Es hat Spaß gemacht, aber noch süßer wäre es gewesen, wenn sie mir etwas von sich erzählt hätte.
So konditioniert werden wir zu Erwachsenen, die Geld nicht als wertneutrale Ressource verwenden können, sondern zum Beispiel als Trostpflaster, als Liebesbeweis oder als Selbstwertbooster.
Doch finanzieller Erfolg wird meist so dargestellt, dir gedankenlos alles kaufen zu können, was du willst.
Das ist aber auch die Gefahr dabei: Du spürst dich nicht und konsumierst völlig an dir selbst vorbei.
Geld & Emotionen entkoppeln
3 wertvolle Tipps für Kinder aus der Geld&Wert Methode

- Erlaube "schlechten" Gefühlen, da zu sein.
Momente der Unsicherheit, Wut oder Schwäche gehören zur Menschlichkeit dazu und führen uns zu unseren Werten.
So immunisierst du dein Kind gegen die Masche der Konsumkultur, unsere Tiefs auszubeuten.
- Stimme dich auf dein (inneres) Kind ein, höre aufmerksam zu, ohne gleich etwas zu unternehmen. Wenn dein Kind merkt, dass dich seine Sorgen und Ängste nicht gleich nervös machen, wird es
lernen, dass es nichts verdrängen oder überspielen muss. Es wird resilient bleiben.
- Hilf deinem Kind, die Bedürfnisse und Werte hinter seinen Gefühlen zu entdecken. Zeige ihm Wertschätzung, indem ihr kreative Wege findet, sie zu erfüllen.
Geld dient dabei als neutrale Ressource, nicht einziges Heilmittel. Kinder brauchen keine teuren Dinge, sondern emotionale Einstimmung & Führung.
So lernt dein Kind, seine Fantasie nicht dem vorhandenen Geld unterzuordnen und in der Erreichung seiner Ziele beharrlich und kreativ zu bleiben. Denn ein reiches Leben entsteht durch Kreation, nicht Konsum. ***
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* Du findest diesen Leitfaden (auf Englisch) hier: https://www.courts.ca.gov/partners/documents/2011SRL3gNVC.pdf
** Diese Art der Collage hat mir sehr durch eine depressive Verstimmung geholfen. Mehr dazu hier
*** Verdienen, Sparen, Investieren etc. lernen wir dann im nächsten Schritt - aber das ist ein anderes Kapitel.

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